Die kumulative Dissertation ist nicht neu. Albert Einstein hat das 1905 schon so gemacht. Er war im Berner Patentamt, schrieb vier Artikel und veröffentlichte sie. Und schon war er Doktor... Wenn er das konnte, können wir das doch auch so machen, oder?

Was ist eine normale, typische Dissertation?

Die normale Variante der Dissertation ist die sogenannte Monografie, ein Text über 150 bis 500 Seiten oder noch mehr (wie bei Herrn Guttenberg...). Es gibt eine große Leitfrage, die hoffentlich erschöpfend beantwortet wird.

Erschöpfend ist auf jeden Fall das Schreiben einer solchen Monografie... Es dauert lange, macht in der letzten Phase keinen Spaß mehr und die Ergebnisse sind oft versteckt in vielen langen Textpassagen. Also macht das Lesen der Arbeit auch oft nicht so richtig Spaß. Zu allem Überfluss muss man noch einen Artikel oder zwei daraus machen, damit die Wissenschaft überhaupt Notiz von diesem Werk nimmt...

Was ist eine kumulative Dissertation?

Eine kumulative Dissertation bezeichnet die Promotion zum Doktor, nachdem ein Doktorand einen oder mehrere Artikel in wissenschaftlich anerkannten Zeitschriften (Journals) veröffentlicht hat und damit seine Eignung nachgewiesen hat. Ein Artikel (oder Paper oder Studie) ist ein wissenschaftlich fundierter Text. Der Umfang beträgt ca. 30 Seiten.

Typisch sind folgende Merkmale:

  • Der Artikel hat einen strikten standardisierten Aufbau.
  • Es wird EINE Forschungslücke abgeleitet und erforscht.
  • In der Regel werden empirische Daten erhoben und mit bestimmten Methoden ausgewertet (eine Ausnahme sind Metastudien, welche die Erkenntnisse aus Dutzenden Studien auswerten und daraus neue Erkenntnisse generieren).
  • Ein Artikel wird von Fach-Experten anonym geprüft und kritisch kommentiert (Peer-Review). Dieses Überarbeiten kann länger dauern.
  • Die wissenschaftlichen Zeitschriften sind sehr wählerisch. Aber es gibt auch Zeitschriften, die Artikel gegen Entgelt publizieren. HÄNDE weg von diesen sogenannten predatory journals! Das Fachpublikum kennt sie genau.

Die kumulative Dissertation ist praktisch gesehen eine Abkürzung gegenüber der normalen Dissertation. Der Forscher schreibt sofort die Artikel, ohne Umweg über die Monografie.

Das ideale Modell ist dabei, EINEN Kracher-Artikel zu schreiben, der es in ein sogenanntes A-Journal schafft (es gibt sogar noch A+) Das ist dann ungefähr der Einstein-Weg. Normal sind aber drei Artikel oder Paper in einem normalen Journal. Das kommt auch etwas auf den Betreuer an.

Die kumulative Dissertation hat sehr viele Vorteile.

Sie geht viel schneller als eine Monografie. Das sind die Gründe dafür:

  • Du musst viel weniger schreiben, nur ca. 30 Seiten pro Paper statt 300. Das geht natürlich schneller.
  • Die Struktur deines Artikels steht schon fest. Du musst nicht so viel gliedern.
  • Die bisherigen Papers geben dir Orientierung.
  • Du hast eine steile Lernkurve, wenn du dreimal das Gleiche machst, ein Paper zu schreiben.
  • Vielleicht schaffst du tatsächlich ein A-Paper. Dann bist du sogar noch schneller fertig. Bei Einstein hätte jedes Paper für sich genommen schon gereicht... Krass!
  • Du hast viel, viel schneller Zwischenerfolge. Das steigert deine Motivation und damit deinen Speed.

Die kumulative Dissertation hat noch weitere Vorteile.

  • Sie ist attraktiv für Betreuer, die als Co-Autor auftreten können.
  • Übrigens lassen sich Paper auch ohne Betreuer schreiben und einreichen. Damit kannst du dann um die Promotion bitten. Allerdings musst man genau die Vorschriften studieren.
  • Paper sind inhaltlich viel fokussierter und tiefer in einem Thema.
  • Paper sind planbarer mit Etappen.
  • Das internationale Publikum lässt sich mit einem Paper in Englisch sofort erreichen.

Die kumulative Dissertation hat aber auch Nachteile.

  • Du musst dich wirklich kurzfassen. Du hast nur 30 Seiten.
  • Englisch schreiben ist ein MUSS.
  • Die Transparenz ist vollkommen. Du hast keine Chance, Schwachstellen zu verstecken.
  • Das „Unterbringen“ in Journals kann eine Tortur sein.
  • Der Peer-Review-Prozess kann lange dauern, bis zu 2 Jahren.
  • Dein Paper sehen ALLE Interessenten SOFORT. Sie lesen es vielleicht sogar. Sei also auf sofortige Verrisse gefasst!

Die Etappen der kumulativen Dissertation

Die kurze Version ist wie bei Einstein: forschen, schreiben, publizieren.

Vermutlich dauert es etwas länger. Dies sind die normalen Etappen:

  • Thema finden
  • Exposé erstellen
  • Forschungsstand
  • Forschungsdesign
  • Modell
  • Daten sammeln
  • Daten analysieren
  • Schreiben
  • Einreichen

Tipp: Der Erfolg des Projekts hängt von einem klaren Fokus ab, vom Analyse-Fokus der Arbeit. Das sind die Begriffe und dazu der relevante Aspekt der Analyse, der Blickwinkel. Der Leitfaden Analyse-ABC – Forschen mit Fokus hilft dabei. Hier ist ein Probeauszug.

Tipps für den Einstieg in die kumulative Dissertation:

  • Beginne mit WARUM! Warum eine Diss schreiben?
  • Erstelle eine Stichwort-Sammlung (eine Keyword-Wolke)
  • Finde drei Super Papers zu deinen Keywords.
  • Studiere die drei Paper als Beispiele.
  • Erstelle die Matrix für die drei Super Paper.
  • Studiere das Forschungsdesign-Template.
  • Studiere die Paper-Vorlage.
  • Dein persönlicher Check: Wollte ich das? Kann ich es schaffen?

Überlege gut, welche Art von Dissertation du schreiben willst...

PS: Der Diss-Guide von Aristolo kann dir bei deiner Dissertation helfen.

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