Endlich hast du alle Erkenntnisse deiner Dissertation beisammen... und willst den Text schreiben. Aber plötzlich kommen dir Zweifel: die Ergebnisse sind so banal, so trivial...

Warum ist das so?

Die Antwort ist einfach: Du hast alles logisch hergeleitet, bist tief im Thema und verstehst alles perfekt. Deshalb ist es für DICH (!!!) einfach. Aber nicht für andere!

Komm also mal wieder runter. Oder besser nach oben :-) und beantworte die folgenden fünf Fragen.

Frage 1: Habe ich die ursprünglichen Ziele meiner Dissertation erreicht und die gewünschten  Erkenntnisse gewonnen?

Miss deine Erkenntnisse nur an den ursprünglichen Zielen!!! Ziemlich am Anfang hast du einmal ein Exposé geschrieben, mit deinen Zielen, dem bisherigen Forschungsstand und deinem Vorgehen.

Krame dieses Dokument noch einmal heraus. Schaue dir dein damaliges Ziel an. Vergleiche es mit den jetzigen Ergebnissen. Wenn deine Ergebnisse den damaligen Zielformulierungen im Großen und Ganzen entsprechen, dann solltest du mit den Ergebnissen zufrieden sein und den Text fertig schreiben. Solltest du unterwegs Grund gehabt haben, die Zielformulierung zu ändern, dann ist diese Version natürlich Dein Maßstab.

Tipp: Schau noch mal auf den Analyse-Fokus der Arbeit. Das Analyse-ABC – Forschen mit Fokus hilft dabei. Hier ist ein Probeauszug.

Frage 2: Hat mein Betreuer das Ziel meiner Dissertation am Anfang abgesegnet?

Du hast dein Konzept oder Exposee am Anfang sicherlich mit dem Betreuer abgesprochen. Daher müsste auch die Zielformulierung abgesegnet sein. Stimmen deine jetzigen Ergebnisse mit der damaligen Zielformulierung weitgehend überein und sind diese Ergebnisse vom Doktorvater oder der Doktormutter akzeptiert, dann höre auf zu grübeln und werde fertig.

Frage 3: Bin ich so vorgegangen, wie im Exposé für meine Dissertation geplant?

Du hast am Anfang deine Ziele festgelegt und dazu dein Vorgehen und deine Methoden.

  • Bist du den Schritten weitgehend gefolgt?
  • Hast du die Methoden weitgehend ohne Abstriche angewendet?
  • Hast du die Daten beschaffen und auswerten können?

Lauten die Antworten JA, dann sollten deine Ergebnisse auch akzeptabel sein und du selbst solltest sie akzeptieren.

Frage 4: Was sagt mein Betreuer über die Erkenntnisse meiner Dissertation?

Präsentiere deine Ergebnisse deiner Betreuerin und frage direkt nach, wie sie diese Erkenntnisse einschätzt.

  • Diskutiere Tiefe und Umfang der einzelnen Ergebnisse und Erkenntnisse.
  • Verteidige deine Erkenntnisse.
  • Mache dir Notizen.
  • Überarbeite danach deine Ergebnisse noch einmal, ein letztes Mal!

Frage 5: Hat sich der Forschungsstand inzwischen weiter entwickelt? Gibt es neue Erkenntnisse von anderen Autoren?

Hat jemand deine Ergebnisse vor dir herausgebracht? Was für ein Alptraum, wenn man die eigenen Erkenntnisse im Artikel eines anderen Autors liest...

Positiv betrachtet ist es natürlich ein Anreiz, zügig mit der eigenen Dissertation fertig zu werden, damit so etwas nicht passiert. Solange du aber den aktuellen Forschungsstand im Blick hast, weißt du, dass deine Ergebnisse einzigartig sind.

Sorge also dafür, dass die Welt deine Erkenntnisse endlich bekommt und höre auf mit dem Grübeln über die Qualität deiner Ergebnisse.

Mache jetzt deinen Text fertig und ab zum Drucken.