Die Suche nach der Definition für einen Begriff in der Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation ist oft mühsam, aber absolut notwendig. Sonst fängst Du auf der grünen Wiese an. Oft gibt es viele unterschiedliche Definitionen für denselben Begriff...

Welche Definition nehme ich dann? Zum Glück gibt es bewährte Methoden für die Suche und Formulierung von Definitionen. Damit bekommst Du die Begriffe in den Griff. Also los!

Was ist eine Definition?

Eine Definition führt einen Begriff immer auf einen Oberbegriff zurück. In einer wissenschaftlichen Arbeit wie der Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation MÜSSEN die Definitionen aus anerkannten Quellen stammen.

Aber nicht immer gibt es wissenschaftliche Quellen zu einem Forschungsgegenstand. Das gilt besonders, wenn man ein neues Feld erforscht. Dann muss man selbst eine Definition formulieren.

Drei Fälle lassen sich im Hinblick auf die Definition von Begriffen unterscheiden:

Anerkannter Begriff - Fall 1
Noch uneinheitlicher Begriff - Fall 2
Neuer, weitgehend unerforschter Begriff (DEIN Fokus) - Fall 3.

Gehen wir die Fälle der Reihe nach durch.

Fall 1: Definition anerkannter Begriff

Der Begriff ist schon lange bekannt und wird in wissenschaftlichen Quellen häufig genutzt. Die Definitionen in verschiedenen Quellen sind relativ einheitlich. Das lässt sich daran erkennen, dass bei Definitionen immer wieder die gleichen Quellenverweise auftauchen.

Beispiele für solche Begriffe sind Einstellung oder Motivation oder Anreize oder Lernschwächen oder Controlling.

Über solche Begriffe wird kaum noch diskutiert. Sie werden einfach mit der Definition übernommen. Trotzdem kann es mitunter neue Varianten von Definitionen geben. Aber die sind meist für einen sehr speziellen Begriff und daher eher nicht relevant für Deine Arbeit.

Ein schneller Weg zum Einstieg bei der Definition dieser Begriffe:

  1. Lege Dich auf die Schreibweise des Begriffes fest. Unterscheide Singular und Plural.
  2. Suche den Begriff in Google.
  3. Gehe zur Definition von Wikipedia und SUCHE dort den Verweis auf eine wissenschaftliche Quelle wie Bücher oder Artikel. (Natürlich kannst Du das auch ohne Wiki machen!)
  4. Suche nach diesen Quellen und besorge sie Dir. Suche am Anfang des Kapitels oder Buches nach den möglichen Definitionen. Meist werden mehrere Autoren zitiert. Dann folgt ein Vorschlag für eine Definition, wie sie anschließend in diesem Lehrbuch genutzt wird. Übernimm diese Definition, aber verweise auf die Originalquelle, falls sie aus einer anderen Quelle stammt.
  5. Schreibe die Definition wörtlich ab, mit Quellenangabe.

WICHTIG: Verwende im Text als Quellenverweis für Definitionen von anerkannten Begriffen auf keinen Fall Google, Wikipedia, reine Online-Quellen oder Lexika. Das signalisiert Nachlässigkeit, wenn nicht sogar Faulheit...

Akzeptabel als Quelle für die Definition von Begriffen gelten nur:

1. Lehrbücher / Fachbücher
2. Wissenschaftliche Artikel (paper)
3. Normenverzeichnisse

Am allerbesten sind übrigens Normenverzeichnisse wie DIN und ISO oder Gesetze aller Art. Diese Legaldefinitionen sind das Nonplusultra.

Fall 2: Definition von noch uneinheitlichem Begriff

Ein Kennzeichen für diese Art von Begriff ist das Vorhandensein mehrerer Definitionen unterschiedlicher Autoren. Letztlich fokussieren die Definitionen jeweils auf bestimmte Merkmale. Deswegen gilt oft nicht „entweder- oder“, sondern „sowohl-als-auch“.

Das erinnert an das Beispiel mit dem Elefanten, den sechs blinde Menschen mittels Ertasten untersuchen und dann beschreiben. Der Mensch, der den Rüssel berührt, sagt, es ist eine Schlange. Derjenige der auf dem Rücken sitzt, sagt, „Das ist ein Berg“. Wer die Beine anfasst, sagt, es ist ein Baumstamm, die Ohren sind Farne, die Elfenbeinzähne sind Feldklippen usw.

Diese Situation ist typisch für relativ neue Themengebiete, in denen es noch viel zu entdecken gibt. Neu ist natürlich relativ und abhängig vom Fach. Gibt es lediglich fünf bis zehn Artikel zu einem Themenfeld deutet das auf Forschungsbedarf hin.

Beispiele für solche Begriffe sind Social Media, Vertrauen, Mediation.

Gehe bei der Definition dieser Begriffe für die Dissertation so vor:

  1. Suche die relevanten Autoren zum Themengebiet.
  2. Suche in deren wissenschaftlichen Artikeln die verwendeten Definitionen.
  3. Mache eine Übersicht dieser Definitionen. Wortwörtlich und mit Quellenangabe!
  4. Filtere die Substanz aus den jeweiligen Definitionen heraus, die zentralen Worte und den Oberbegriff.
  5. Prüfe, welche dieser Definitionen zu Deinem Ansatz passt.
  6. Übernimm die geeignete Definition oder kombiniere aus mehreren Definitionen.
  7. Überdenke und begründe Deine Entscheidung. Davon hängt die weitere Arbeit ab.
  8. Frage eventuell auch Experten in dem Fach, Autoren von Papers.
  9. Stimme die Definition mit dem Betreuer der Dissertation ab.

Fall 3: Definition neuer, noch weitgehend unerforschter Begriffe = Fokus der Dissertation

In diesem Fall handelt sich um einen ganz neuen Begriff. Bisher gibt es nur Definitionen von Praktikern, also Experten mit Erfahrungen im Themengebiet. Diese haben selbst eine Definition formuliert, welche aber noch nicht anerkannt ist. Jedenfalls gibt es bisher keine anerkannten wissenschaftlichen Quellen zum Forschungsgebiet. Du brauchst für Deine Arbeit aber eine saubere Definition.

WICHTIG: Bitte überlege jetzt noch einmal ganz genau, ob Du dieses Themenfeld wirklich beackern willst. Das Fehlen von wissenschaftlich formulierten Definitionen deutet darauf hin, dass das ein extrem mühsames Projekt werden könnte. Du musst praktisch das Feld erst noch erschließen. Vielleicht das erste Modell bauen. Das kann heldenhaft sein. Bestimmt macht das aber auch viel Arbeit...

So solltest Du bei neuen Begriffen in der Dissertation vorgehen:

  1. Sammle alle erreichbaren Veröffentlichungen mit Informationen zu diesem Themengebiet.
  2. Sortiere die gefundenen Veröffentlichungen nach ihrer Qualität, Substanz und Wissenschaftlichkeit. Nutze nur die besten Quellen (Datenquellen müssen rückverfolgbar und vertrauenswürdig sein).
  3. Mache eine umfassende Wortwolke relevanter Begriffe und Varianten.
  4. Sammle die Merkmale zum Objekt bzw. zu den Begriffen.
  5. Überlege intensiv, welche weiteren Begriffe mit dem Begriff verwandt sind.
  6. Filtere die Sätze aus den Texten, die Merkmale enthalten und in Richtung einer Definition gehen.
  7. Suche zu den gefundenen Begriffen andere Begriffe, die bereits bekannt und definiert sind. Das sind Kandidaten für Oberbegriffe.
  8. Suche nach Oberbegriffen für den Begriff.
  9. Suche nach Belegen für die Wahl des Oberbegriffs.
  10. Wenn Du genug gesammelt hast oder fünf Tage vergangen sind (was früher der Fall ist), dann versuche auf jeden Fall DEINE  erste Definition.
  11. Lass mal alles ein oder zwei Tage liegen.
  12. Kontrolliere, überarbeite, schleife, sammle die Belege, trage die Definition anderen vor.
  13. Formuliere die Arbeitsdefinition für Deine Arbeit. Womöglich wird sie unterwegs noch verfeinert.
  14. Besprich den Definitionsentwurf mit dem Betreuer oder auch mit Experten, sobald Du sicher bist, dass Du etwas vorweisen kannst.

WICHTIG: Gib bei jedem genutzten Textstückchen die Quelle an.

Formuliere nun die vorläufige Arbeitsdefinition, die Du während Deiner Forschung für die Dissertation verwenden wirst. Verfeinere diese, falls notwendig.

PS: Der Thesis-Guide von Aristolo kann dir beim Schreiben deiner Arbeit helfen.

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