Eine Abschlussarbeit wie eine Masterarbeit oder Bachelorarbeit schreibt man in der Regel nur einmal. Kein Wunder, dass sich darum Mythen ranken. Hier sind einige davon im Überblick und Tipps, wie Du damit umgehen kannst.

1. Ich dachte immer, ich sollte das Thema der Masterarbeit so weit wie möglich offen halten.

Das scheint auf den ersten Blick Sicherheit zu geben, nach dem Motto: „Je weiter das Thema ist, umso mehr kann ich darüber schreiben.“ Ganz offensichtlich ist das eine Falle. Man schreibt einfach so viel wie möglich aus fremden Quellen zusammen und schafft keine Eigenleistung. Am Ende hat man praktisch keine Zeit mehr für die eigenen Erkenntnisse und kombiniert dann die bereits geschriebenen Inhalte noch einmal miteinander, wirbelt sie etwas durch und hofft, dass es reicht. Meistens reicht es ja auch, aber eben nur zu einer schwachen Note. Besser ist es, das Thema am Anfang klar und deutlich zu formulieren und dann konsequent nach den passenden Quellen zu suchen. Findet man genug, dann passt alles. Findet man zu wenige Quellen, sollte man die Themenstellung ändern.

2. Ich dachte immer, Google ist keine gute Quelle für die Masterarbeit.

Google ist auch keine gute Quelle. Aus dem einfachen Grund, weil Google gar keine Quelle ist. Google ist eine Suchmaschine, in der viele Verweise auf Quellen zu finden sind. Die Quellen selbst sind natürlich auch nicht auf Google zu finden. Google ist der Ausgangspunkt für die Suche. Allerdings solltest Du nicht die einfache Suchmaske verwenden, sondern die erweiterte.

3. Ich dachte immer, ich gehe erst mal in meine Bibliothek.

Im Zeitalter der digitalen Kataloge geht man, wenn überhaupt, erst mal in den Online-Katalog der eigenen Bibliothek. Allerdings ist anzuraten, zuerst andere Kataloge zu nutzen wie zum Beispiel Google Scholar, den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek oder der Unibibliothek in Karlsruhe.

4. Ich dachte immer, Wikipedia darf ich nicht für meine Masterarbeit nutzen.

Wikipedia sollte man nicht in einer wissenschaftlichen Arbeit zitieren. Der Grund dafür ist, dass die Herkunft der Informationen in Wikipedia nur schwer überprüfbar ist. Du selbst kannst ja Inhalte in Wikipedia eintragen und Dich dann selbst zitieren... Allerdings ist Wikipedia ein guter Ausgangspunkt für die Recherche bei Deiner Thesis.

5. Ich dachte immer, alte Abschlussarbeiten darf ich nicht für meine Thesis verwenden.

Alte Abschlussarbeiten sollte man nicht zitieren. Sie sind allerdings bei entsprechender Qualität ebenfalls eine gute Quelle der Inspiration. Behalte aber immer im Hinterkopf: Alte Abschlussarbeiten sind im Zweifel die Zusammenstellung von Inhalten aus anderen alten Abschlussarbeiten, also „stille Post“. Das zeigt sich schon in der Frage: „Wie zitiere ich Quellen, die in anderen Quellen zitiert sind?“. Wenn Du eine aktuelle Abschlussarbeit mit Quellen aus den letzten zehn Jahren hast, könnest Du davon ausgehen, dass diese Zitate mit einer höheren Wahrscheinlichkeit aus anderen alten Abschlussarbeiten stammen... Gehe also besser zu den Originalquellen. Sonst gerätst Du noch in Plagiatsgefahr.

6. Ich dachte immer, ich muss mich erst mal einlesen.

Selbstverständlich musst Du am Anfang einer Masterarbeit oder Bachelorarbeit einiges lesen. Das sollte allerdings nicht Wochen oder gar Monate dauern. Du musst mit Deiner wissenschaftlichen Arbeit einen gewissen eigenen Beitrag leisten. Dieser Beitrag muss aus Deinem Kopf kommen. Deshalb findest Du die Lösung nicht ohne weiteres in vorhandenen Texten. Wäre es so, wäre Deine Arbeit ja überflüssig...

Die Lösung ist, sich vor dem Lesen genauer zu überlegen, wonach Du in den Quellen sucht und dann gezielt zu suchen. Natürlich muss man die Grundlagen draufhaben. Dabei nützt die Grundlagenliteratur. Das Auswerten dieser Quellen ist aber eine Sache von Tagen und nicht Wochen.

7. Ich dachte immer, Modelle sind nur für eine Doktorarbeit.

Modelle spielen eine zentrale Rolle im wissenschaftlichen Arbeiten und in wissenschaftlichen Texten wie auch einer Doktorarbeit. Sie helfen, sich zu verständigen und sind letzten Endes die Form, in der die neuen Erkenntnisse dargestellt und präsentiert werden. Modelle haben viele Gestalten. Das können Formeln sein, Organigramme, Tabellen, Mindmaps oder Grafiken aller Art. Auch ausformulierte Texte können ein Modell sein. Wenn Du in Deiner Masterarbeit oder Bachelorarbeit auf Modelle Bezug nimmst, wirst Du eine bessere Note bekommen. Du kommst auch schneller voran. Gerade für empirische Arbeiten brauchst Du Modelle.

8. Ich dachte immer, das Exposé beschreibt nur die Motivation des Themas der Masterarbeit.

Die Motivation für ein Thema ist natürlich wichtig. Darüber muss man sich auch persönlich klar werden. Letzten Endes geht es bei einer wissenschaftlichen Arbeit aber um Antworten auf nicht persönliche Fragen. Diese haben an sich nichts mit Dir selbst zu tun. Das Exposé ist ein Bauplan für die Arbeit. Es enthält Gliederungspunkte wie zum Beispiel Problembeschreibung, Forschungsfrage, Vorgehen bei der Arbeit, Gliederung, erste Quellen, Begriffsklärung. Das Exposé ist praktisch die Arbeit in Miniatur. Ein Exposé schreibt man nicht über Nacht. Dazu sind schon Quellen notwendig.

9. Ich dachte immer, die Gliederung der Masterarbeit ändert sich noch.

Eine Gliederung ist am Anfang natürlich ein Entwurf. Allerdings sollte dieser Entwurf schon so durchdacht sein, dass man nicht die gesamte Arbeit immer wieder infrage stellen muss. Je nach Thema gibt es bestimmte Muster für Kapitelüberschriften.

10. Ich dachte immer, Internetquellen darf man für die Masterarbeit nicht benutzen.

Internetquellen können ganz verschieden aussehen. Nicht benutzen solltest Du einfache Webseiten, auf denen kein Autor zu finden ist. Wenn Du aber einen wissenschaftlichen Artikel im Internet findest, kannst Du diesen natürlich für Deine Arbeit benutzen. Allerdings gibst Du dann nicht die Internetseite / den Link als Quelle an, sondern ganz normal die Metadaten des Artikels.

PS: Der Thesis-Guide von Aristolo kann dir beim Schreiben deiner Arbeit helfen.

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